Nachtwanderung
Ich wusste, dass er da war. Er war in der Kapsel. Es war nach Mitternacht, dunkel und stürmisch. Unbeweglich saß er in einer Ecke und seine Augen leuchteten irr und rot in die Dunkelheit. Ich erstarrte und versuchte langsam und gleichmäßig zu atmen. Sein Blick fuhr langsam und fest über meinen Körper und meine Muskeln spannten sich als wäre es eine Berührung. Den Hals entlang über die Brüste. Ich schluckte. Ich schloss meinen Augen und betete. Betete einen tiefen, festen Schlaf herbei. Ich träumte. Ich träumte vom Meer und von einem Schiff, das führerlos vor der Küste trieb. Ein Schiff mit schwarzen Segeln. Die Segel blähten sich im Wind. Da ist Wind. Da ist Atem. Sein Atem auf meinem Nacken. Nah. Ein kalter Hauch auf den Brustwarzen. Taue liegen gerollt an Deck. Taue umwickeln mein Fußgelenk, -
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Verwirrt sah ich mich um. Der Steinkrieger war verschwunden und ich wusste nicht, was Traum gewesen war und was nicht. Auf dem Kommunikator erschien eine belanglose Werbenachricht.
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An Schlafen war nicht mehr zu denken und so beschloss ich, eine Nachtwanderung zu machen. Neben meinem Leuchthut, der an seiner Front eine Lampe eingearbeitet hatte, nahm ich sicherheitshalber den Hochfrequenzstrahler mit. Einen logischen Grund hierfür gab es nicht, prinzipiell war der Planet auch tagsüber nicht ungefährlich. Ich machte mich auf in Richtung Wechselfarbenwald. Seit ich dort mehrere Wildkatzen getötet hatte mied ich ich ihn, aber jetzt erschien er mir als passendes Ziel. Ich hatte kaum zehn Meter zurück gelegt, da machte es „Klick“ und die Lampe in meinem Hut gab den Geist auf. Genervt setzte ich mich auf einen Stein und wartete bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Der milchige Mond ließ alles in Schattierungen aus dunklem blau und grau erscheinen, selbst die bunten Blätter des Wechselfarbenwaldes wirkten gleichförmig und schal. Ich hörte ein Rascheln im Gebüsch und sah eine der lila Wildkatzen über den Waldweg huschen. Langsam stand ich auf und setzte meinen Weg fort. Ich registrierte, wie ich mich mehr an meinem Gehör als an meinen Augen orientierte. Nach zehn Minuten mündete der Waldweg in einer Lichtung auf der sich eine bemerkenswerte Szene abspielte. Ungefähr zehn Wildkatzen bildeten einen Kreis, wobei sich jede von ihnen um sich selbst drehte, wie Caniden es tun, wenn Sie sich zum Schlafen vorbereiten. Eine der Wildkatzen blickte auf und sah mich für einen Moment an, bevor sie mit ihrer Drehbewegung fortfuhr. In ihrer Mitte befand sich die steinerne Statur eines Panthers, dessen kristallerne Augen gelb in der Dunkelheit leuchteten. Der Panther hatte die selbe Präsenz wie der Steinkrieger, jedoch fürchtete ich mich weniger vor ihm und so blieb ich ruhig stehen und betrachtete die Szenerie. Nach drei Minuten beendeten die Wildkatzen ihre Drehbewegungen und legten sich vor dem Panther, wobei ihre Köpfe in meine Richtung blickten. Es war als würden auch sie zu Stein und so bewegten sie sich nicht mehr. Ich selbst fühlte mich eigenartig ruhig. Ich setze mich zu ihnen auf den Waldboden und bewegte mich ebenfalls nicht mehr. Nach und nach wurden meine Glieder steif. Seltsamerweise erschreckte mich dieser Zustand nicht, ich fühlte mich vielmehr ruhig und gestärkt. Als die Morgendämmerung einsetzte, riss ich mich los und stand auf. Die Augen des Panthers waren erloschen und die Wildkatzen atmeten im Schlaf; die Blätter des Wechselfarbenwaldes erschienen im zarten Rot.