Am Riff
Ich war an den Hafen zurück gekehrt, weil ich die Meeres-Unterwasserwelt des Planeten studieren wollte. Am Anleger fand ich einen Humanoiden auf seinem Kahn und handelte mit ihm eine 60-minütige Fahrt samt Tauchgang aus. Das Boot war ca. elf Meter lang und mit hell- und dunkelblauen Streifen lackiert. Die passende Ausrüstung zum Tauchen hatte ich in der Hafen-Kneipe geliehen. Apnoetauchen ist nichts für mich. Wir fuhren in einen sonnigen Tag und die See war ruhig und seicht und roch nach Salz. Nach zehn Minuten gelangten wir an ein Riff und ich bat den Schiffer hier zu ankern. Ich legte die Sauerstofflasche an, die eine gute Mischung aus 79 % Stickstoff und 21 % Sauerstoff enthielt. Bei dem Riff handelte es sich um blumenkohlförmige Stromatholithen, die sich aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen gebildet hatten und dunkelgrau aus dem Wasser ragten. Unterhalb der Wasseroberfläche waren die Blumenkohle mit Seetang besiedelt, dessen runder, roter Algenkörper über einen länglichen Stängel im Haftorgan mündet. Zwischen dem Seetang schwammen kleine Schwärme von hellgrünen Seepferdchen mit schwarzen Flecken. Ich entfernte mich vom Riff und tauchte zum Meeresboden. Ich fand dort überraschenderweise einen pinkfarbenen Hundertfüßer, der sich in Wellenbewegungen durch den Sand grub. Mit seinen Kiftklauen hatte er einen kleinen silbernen Fisch erlegt, den er als Beute mit sich trug. Über ihm schwamm eine Gruppe türkisfarbener und orangener Riffbarsche, die jenen auf der Erde sehr ähnelten. Als ich mich gerade daran machen wollte, ein erstes Mal aufzutauchen, entdeckte ich vor mir eine majestätische Wasserschildkröte. In dem Muster ihres Panzers waren Zeichen erkennbar, die dem arabischen Alphabet ähnelten. Deutlich zu erkennen waren Ba, Dhal und Cha. Langsam und ohne ihre Absichten zu ändern, schwamm die Schildkröte an mir vorbei. Intuitiv schwamm ich hinter ihr her und ihre Bahn führte mich zu einer am Meeresboden gelegenen metallernen Struktur, die aussah wie das Wrackteil eines Raumgleiters. Ich schwamm heran und wischte den Sand beiseite, der sich auf dem Metallteil abgelagert hatte. Ich las den Schriftzug: Nuestra Señora de Atocha. Mein Herz begann zu klopfen. Schnell merkte ich mir den Fundort und kehrte zum Boot zurück.