(m.o.n.d.) geschichten

Mike

Ich hatte mehr Glück als angenommen. Als ich am Vormittag das Blauschiefermassivs überquerte, flog ein Lufttaxi so nah an mir vorbei, dass ich es heran winken konnte. Eigentlich wollte ich erst morgen die Ortschaft erkunden, aber so würde ich mir den Fußweg sparen. Der Taxifahrer war ein mittelalter, rosafarbenen Oktant, der mich mit „Na, Süße, wo soll’s denn hingehen?“, begrüßte. Mit zwei seiner Arme hielt er das Steuer, zwei machten sich mit einen Hornkamm sein leicht schütteres Haar zurecht, zwei drehten Däumchen und zwei waren wohl unter seinem wuchtigen Körper verschwunden. „Ich könnte eine kleine Rund-Tour durch die Umgebung gebrauchen und anschließend nach Kapatuckel“, sagte ich. „Watt willst denn in DEM Scheißkaff, Süße?“, platzte der Oktant heraus. Er lachte schallend seinen mächtigen Körper waberte und zitterte. An der Frontscheibe seines Lufttaxis hing eine grüne, runde Plüschfigur mit zwei Knopfaugen, die durch die Erschütterung ebenfalls zu baumeln begann „Ich will es langsam angehen lassen. Halbe Stunde Rund-Tour und dann absetzen?“, frage ich. Der Oktant nickte und kapierte, dass mir nicht nach quatschen war. Der Paylator berechnete die ungefähren Kosten und nachdem ich zugestimmt hatte flogen wir los - zunächst über den Wechselfarbenwald. Hinter dem Wald überflogen wir ein mittelgebirgsartiges Gebiet, dass von kargen Heidelandschaften geprägt war. Graue Felsbrocken unterbrachen das zarte lila der Heide und einzelne, blätterlose Bäume hoben sich dunkel vom Untergrund ab. Die Heidelandschaft mündete in eine Dünenlandschaft, welche am Meer endete. Aus unerklärlichem Grund war ich über das Meer verblüfft. Ich hatte mir den Planeten meerlos vorgestellt. Kleine Schiffe schwammen in einer Art Seehafen neben einem bunten Marktplatz mit angrenzenden Häusern. Das Taxi drehte und wir flogen nun gen Nordosten. Wir passierte das Blauschiefermassiv und am Echsenvogelbaum wagte ich nicht nach unten zu sehen. „Was ist mit dem Krieger da unten?“, fragte ich den Taxifahrer. Dieser versuchte unbeteiligt zu schauen und brummte etwas Unverständliches vor sich hin. Offenbar hatte jetzt er keine Lust zu reden. „Lange Geschichte, Süße, lange Geschichte“. Ich fragte nicht weiter nach. Weiter nördlich lag wiederum ein Waldgebiet, das sich aber grundlegend von dem Wechselfarbenwald, den ich kannte, unterschied. Dieser Wald bestand größtenteils aus Sträuchern und Kakteen, wobei ich mich fragte, ob Wald eigentlich die korrekte Bezeichnung für diese Art von Landschaft war. Einige Kakteen standen in voller Blüte, andere wirkten seltsam verdörrt. Östlich hiervon lag eine flache, sattgrüne Landschaft mit mehreren großen Seenplatten, die aus der Luft wunderschön aussah. Ich nahm mir vor, meine nächste Wanderung hier beginnen zu lassen, denn die Taxi-Preise waren zivil und ich würde auf die Dauer keine großen Erkundungen machen, wenn ich mich nur zu Fuß bewegte. Wieder wendete das Taxi und nahm nun Kurs auf Tapatuckel. Wir erreichten die Ortschaft nach ungefähr zehn Minuten. Ich verbuchte den fälligen Betrag über mein Kommunikations-Armband auf den Paylator und stieg aus dem Lufttaxi. Der Taxifahrer reichte mir seine Verbindungsdaten und sagte: „Ich heiß’ übrigens Mike. Falls Du mal was brauchst, Süße.“