Die Wunde
Jetzt ist der Schmerz da. Wenn ich mich umdrehe, kann ich Richtung Erde blicken. Die Käfer habe ich Rubens Coleoptera genannt, was nicht besonders einfallsreich ist. Sie zeigten ein eigenartiges Verhalten: Als ich sie in den Glasbehälter sammelte, gruppierten sie sich zu einer ganzen Armee, die gemeinsam den Deckel des Behältnisses öffnen wollte. Es gelang ihnen aber nicht. Nach dem Frühstück werde ich sie wieder auf der Blauschieferformation aussetzen. Ich könnte sie noch weiter studieren, weiß aber nicht, wovon sie sich ernähren. Der Morgen ist ganz wunderbar. Leicht neblig mit einem goldenen Sonnenaufgang. Der Nahrungsreplikator bereitet mir ein Ei, zwei Scheiben Butter-Toast und einen starken Kaffee.
Später: Ich bin über die Blauschieferformation bis an den Bach gelangt. An seinem Ufer wachsen kleine, zittrige Blumen. Das Wasser ist klar und kühl und voller Wirbel. Nach ca. fünfzehn Minuten westwärts mündet der Bach in einen See, dessen Grund ganz mit weißen Kieselsteinen bedeckt ist. Ich legte die Kleidung ab und stieg hinein. Ich schnappte nach Luft und ein wohliges Kribbeln überkam mich. Mit weiten, kräftigen Zügen schwamm ich bis zur Mitte des Sees. Als ich den Kopf in den Nacken legte, sah ich über mir eine Formation wilder Vögel, die mir sonderbar dürr und echsenartig vorkamen. Ihre Schreie klangen wie rostige Metallstäbe, die aneinander geschlagen wurden. Gegen Mittag stieg die Temperatur auf gut fünfundzwanzig Grad und ich ließ meinen Körper in der Sonne trocknen. Dabei schlief ich ein. Als ich erwachte hatte die Dämmerung bereits begonnen und einen Moment lang dachte ich daran, dass ich mir Gedanken machen müsste, was ich hier überhaupt machen würde, die nächsten fünf Jahre. Ich blickte an mir herab und betrachtete die Wunde und sofort überkam mich wieder ein Schmerz. Nur Idioten schauen ihre Wunde an, nur Idioten…