(m.o.n.d.) geschichten

Tapatuckel

Die Ortschaft bestand zum größten Teil aus heruntergekommenen Holzbaracken, die entlang einer sandigen Hauptstraße verliefen. In regelmäßigen Abständen bogen kleine, düstre Gassen ins Nirgendwo ab. Auf der Straße war kein Mensch zu sehen und die meisten Fensterläden waren geschlossen. Wie bestellt setzte der grüne Regen ein. Ein schlechter Western hat gerade noch gefehlt. Lustlos trottete ich vorwärts und nach zehn Metern gelangte ich an ein Haus, das wohl ein Geschäft darstellen sollte. Das Ladenschild trug die Aufschrift „Hannas“, was genauso gut auf eine Kneipe hinweisen konnte. Ich öffnete die Tür und meine Vermutung erwies sich als richtig: Ein Geschäft. Genauer gesagt, der übelste Trödelladen, den man sich denken konnte. Auf einem dunklen Holzregal lagen Schädel und Schrumpfköpfe (echt oder gefälscht) der letzten zwanzig intergalaktischen Kriege. Darüber und darunter kupferne Töpfe und Pfannen, Leuchtkugeln, ausgestopfte Echsenvögel, alte Telekommunikatoren, ein Ballkleid, grüne und blaue Glaskolben, Leuchtstifte, Holzmasken, Gummi-Schuhe, Lederpeitschen, Spielzeugdrachen, Wechseldatenträger, Katzenfutter, Kabel, Packpapierrollen, Adapter, eine pinke Stoff-Sonnenblume, Scherenschnitte, Badezimmerkacheln - und in der Mitte saß sie. Sie musste mal eine echte Schönheit gewesen sein, doch nun war ihr orangenes Gesicht von Falten bedeckt und eines ihrer drei Augen war bereits erblindet. Sie trug ein verwaschenen Kleid mit Blümchenmuster und Hausschuhe aus Filz. Ich machte keine großen Umstände und kam gleich zur Sache. „Ich brauche eine Waffe. Am besten einen Hochfrenquenzstrahler“. Als wäre dies das Natürlichste der Welt verschwand die Alte in einem Hinterraum und kam kurz darauf schlurfend zurück. Sie legte die Waffe auf die Ladentheke. „Kann ich ihn testen?“, fragte ich. Sie nickte. Ich trat vor die Tür und feuerte ein paar Mal in die Luft. Die Waffe funktionierte einwandfrei. „Wie viel?“, fragte ich, als ich den Laden wieder betreten hatte. „Zweihundertdreissig“, sagte die Alte. Was nicht einmal besonders teuer war. Ich erstand die Waffe und kehrte wieder auf die Hauptstraße zurück. Ich wusste nicht so recht, was ich nun mit mir anfangen sollte. Lebensmittel braucht ich eigentlich keine und dieses Kaff war schlimmer als der Taxifahrer angedeutet hatte. Ich bog um die Ecke und fand mich in einer der schmuddeligen Seitengassen wieder. Am Ende der Gasse verwies ein rotes Schild mit Kussmund auf den Eingang eines Bordells. Ich zögerte nicht lange und beschloss meiner Steinkrieger-Obsession ein Ende zu bereiten. Im Eingangsraum des Bordells saßen fünf humanoide Body-Builder aus der Klonfabrik von Sirius 2. Zu blonde Haare, zu viele Muskeln, zu viel rotes Ledersofa. In einem schummrigen Nebenraum entdeckte ich einen edlen, schlanken Oktanten mit einer schönen dunkelbraun-goldenen Hautfarbe. Er lehnte lässig an der Wand und demonstrierte beiläufig an einer Kunststoffpuppe wozu seine acht Arme fähig waren. Ich nickte ihm wortlos zu und wir stiegen eine enge, schlecht beleuchtete Treppe nach oben. Ich ließ ihm den Vortritt und schloß die Tür…